1. Die Mehrdeutigkeit einer kategoriellen Form in der Auffassung verschiedener Linguisten. 1.1 Die Mehrdeutigkeit einer kategoriellen Form in der Auffassung Weisgerbers. Die Mehrdeutigkeit der Grammeme wird von den Sprachforschern verschieden beurteilt. Sie veranlasst Weisgerber dem Futur die Geltung einer geprдgten
Tempusform abzusprechen und die einzelnen Personalformen des Futurs in verschiedene modale Felder zu weisen: „In der 1. Person kommt ьber den Zeitbezug hinaus noch etwas von dem willensmдЯigen Darangehen zum Vorschein: Ich werde mich darum kьmmern. Wir werden kommen. — In der 2. Person ist der Zeitbezug nur bei dem
Voraussagen stдrker ausgeprдgt: Du wirst noch einmal im Gefдngnis enden; hдufiger ist die Verwendung als „Heischefutur", im Grunde also eine sehr nachdrьckliche Art des Befehlens: Du wirst jetzt nach Hause gehen! Als dritte Verwendungsart kommt hinzu: Du wirst jetzt (wohl) Hunger ha¬ben. Diese letztere
Art, der Ausdruck der Wahrscheinlichkeit, bestimmt vorwiegend den Gebrauch der 3. Person: Er wird jetzt (wohl) im Zuge sitzen, durchweg ganz ohne Zukunftsbedeutung". Nach dem tref¬fenden Ausdruck von W. Schmidt wird bei einer solchen Darstellung die Tempusform „atomisiert" und verliert nicht nur ihre zeitliche Funk¬tion, sondern ьberhaupt die Geltung einer einheitlichen kategoriellen
Form. Auch das Prдsens kennzeichnet L. Weisgerber als Konglomerat verein¬zelter und unzusammenhдngender Funktionen: „Je weiter wir es durchden¬ken, um so unsicherer wird es, ob unser Prдsens immer oder auch vorwie¬gend zeitlich Gegenwдrtiges meint" Auf Grund solcher und дhnlicher Beobachtungen bestreitet Weisgerber die Mцglichkeit, eine
Gesamtbedeutung oder eine Grundfunktion mehrdeu¬tiger Wortformen zu bestimmen: „Aussichtslos, ja geradezu irrefьhrend ist, die im verbalen Formensystem zusammengefaЯten Sprachgebilde in forma¬len Kategorien unter dem Gesichtspunkt einer zeitlichen Grundfunktion zu kennzeichnen". Daher auch sein
Vorschlag, die herkцmmlichen Bezeichnungen der Tempusformen durch rein formbezogene Termini erste Stammform (= Prдsens), zweite Stammform (- Prдteritum), Umschreibung mit werden (= Futurum) zu ersetzen.[5,71-72]. 1.2 Die Mehrdeutigkeit einer kategoriellen Form in der Auffassung Jakobsons. Angesichts desselben Problems der
Mehrdeutigkeit der Grammeme sucht Jakobson zwischen Grundbedeutung und Sonderbedeutung einer Wortform zu scheiden (seine Theorie der grammatischen Bedeutung entwickelt er am Kasussystem des Russischen). Auf unsere Beispiele aus dem deut¬schen Tempussystem bezogen, wдre die Vergangenheitsbedeutung des
Per¬fekts seine Grundbedeutung, die futurelle Bedeutung seine Sonderbedeu¬tung. Ьber der Grund- und der Sonderbedeutung steht nach Jakobson die Ge¬samtbedeutung der kategoriellen Form, auf die alle Verwendungsmцglich¬keiten der betreffenden Form zurьckgehen (heute spricht man von einer Be¬deutungsinvariante). In der nachfolgenden Darstellung wird von der
ErschlieЯung Gesamtbe¬deutungen der Grammeme abgesehen, da es bei dem heutigen Stand der Forschung unmцglich ist, dies mehr oder weniger folgerichtig fьr alle gram¬matischen Kategorien durchzufьhren. Die Unterscheidung von Grundbedeu¬tung und Sonderbedeutung der Wortformen ist aber durchaus mцglich und notwendig. Unter Grundbedeutung versteht man die Bedeutung des
Grammems, wie sie uns bei der Gegenьberstellung des betreffenden Grammems mit den an¬deren Grammemen derselben grammatischen Kategorie im Paradigma ent¬gegentritt (z. B. ich lese / ich las / ich werde lesen). Daher wird die Grundbe¬deutung einer Wortform auch ihre paradigmatische Bedeutung genannt. In der Rede tritt uns die Grundbedeutung (paradigmatische
Bedeutung) der Wortform in einem neutralen Satzzusammenhang entgegen, d. h. in einem solchen Zusammenhang, der die Bedeutung der Wortform in keiner Weise modifiziert . Die Sonderbedeutungen des Grammems sind aber seine syntagmatischen Bedeutungen, d. h. Bedeutungen, die die Wortform in einem modifi¬zierenden Satzzusammenhang bekommt, sei es durch Verbindung mit prдzi¬sierenden
Wцrtern (Hast du dich bald ausgeweint? In einer Stunde geht mein Zug), sei es durch die Intonation (Sie werden pьnktlich sein!), sei es durch den Inhalt der ДuЯerung (Die Erde dreht sich um die Sonne) u. Д. Da die Sonderbedeutungen (syntagmatische Bedeutungen) unter dem modifizieren¬den Einfluss der Umgebung der Wortform entstehen, nennt sie
Jakobson kombinatorische Bedeutungen. Viele Sprachforscher schreiben von der Notwendigkeit, die inneren Zu¬sammenhдnge zwischen den einzelnen und auf den ersten Blick widerspruchs¬vollen Verwendungsweisen eines Grammems aufzudecken und ihre Grund¬bedeutung zu bestimmen. So sagt W. Schmidt bei der Darstellung der deut¬schen Tempora: „Wie bei der Behandlung des
Prдsens gleich gezeigt wer¬den soll, sind die Leistungen der ersten Stammform keineswegs so verein¬zelt und unzusammenhдngend, daЯ man daran zweifeln mьЯte, ob es ьber¬haupt ein Prдsens als einheitliche grammatische Form gibt. Der Fehler liegt eher bei Weisgerber, der nicht erkennt, wie sich die verschiedenen Funktio¬nen dieser Form um eine zentrale Leistung gruppieren".
Дhnlich Admoni: «Im Gegensatz zu der Auffassung Weisgerbers stellt das Prдsens auch vom synchronischen Standpunkt aus ein kompliziertes, aber geschlos¬senes System der Gebrauchsweisen und Bedeutungsschattierungen dar » [5,72-73]. 1. Die Mehrdeutigkeit einer kategoriellen Form in der Auffassung Flдmigs. Von der Notwendigkeit, Grundbedeutung und kontextuelle
Sonderbe¬deutungen zu unterscheiden, schreibt auch Flдmig. Er gebraucht die Termini Funktion, Funktionsanalyse im Sinne von „Bedeutung, Bedeutungsanaly¬se": „Bei der Funktionsanalyse ist also grundsдtzlich zu unterscheiden: 1) die Grundfunktion der Tempusform, 2) die Funktion der
Kontextelemente". Es gilt bei der Funktionsanalyse einer Wortform einen „gemeinsamen Nenner" zu finden, der „als allgemeine Grundbedeutung alle vorkommen¬den Bedeutungsvarianten einschlieЯt". Auch er sucht in seiner Grammatik die Grundleistung der Wortformen zu erschlieЯen. So be¬trachtet er zum Beispiel das
Prдsens als eine einheitliche Form mit „komple¬xer Bedeutung", deren Grundlage die Darstellung des Vorgangs als ein Kontinuum ist. Glinz bestimmt das Prдsens als merkmalloses Glied der Opposition allgemein— vergangen. [5,73] 2. Polysemie und Synonymie der Zeitformen des Verbs. 2.1
Polysemie der Zeitformen. Es gibt kaum eine Wortform, die eine einfache, nicht weiterzugliedernde grammatische Bedeutung hдtte, stellte Moskalskaja fest. Die Mehrdeutigkeit(Polysemie) der Formen ist zweifacher Natur: Vor allem ьber¬schneiden sich in jeder Wortform einige grammatische Kategorien, so dass sie Trдger einiger kategorieller Bedeutungen ist. Die grammatische
Bedeutung jeder Wortform setzt sich also aus einigen Einzelbedeutungen oder Elementarbedeutungen zusammen, deren An¬zahl der Zahl der sich in der betreffenden Wortform ьberschneidenden Grammeme entspricht. Betrachtet man aber die einzelnen Elementarbedeutungen nдher und fasst man das einzelne
Grammem ins Auge, z. B. das Prдsens, so merkt man, dass auch diese Form nur im Paradigma, wo sie den Zeitformen der Vergan¬genheit und der Zukunft gegenьbersteht, eindeutig ist: (er) kommt / (er) kam / (er) wird kommen ist gekommen wird gekommen sein war gekommen (Gegenwart) (Vergangenheit) (Zukunft) Wenn man aber die Verwendung des Prдsens in der zusammenhдngen¬den
Rede beobachtet, so stellt sich heraus, dass die auf den ersten Blick so leicht zu fassende Bedeutung der Gegenwart (Gьltigkeit des Geschehens im Redemoment) in sehr verschiedenem Lichte erscheint: a) Nur sehr selten fallen das Geschehen und der Redemoment in einen und denselben Zeitpunkt, so dass sie wirklich gleichzeitig ablaufen, z.
B. Es donnert; Der Zug fдhrt (gerade) ein ; b) Viel hдufiger erstreckt sich das Geschehen ьber eine lдngere Zeit¬spanne, so dass der Redemoment mit ihm nur in einem Punkt zusammen¬fдllt und die Prдsensform ein unbestimmtes Stьck Vergangenheit und Zu¬kunft einbegreift, z. B. Vater schlдft. Manchmal verbindet die
Prдsensform ausdrьcklich die Gegenwart mit einem unbestimmten Stьck der Vergangenheit, z. B. Wie lange wartest du schon? Die Prдsensform kann auch auf unmittelbar Vergangenes bezogen sein, z. B. Ich hцre, du willst verreisen ; c) Die Prдsensform drьckt etwas Usuelles, sich periodisch Wiederho¬lendes aus oder stellt eine
Mцglichkeit in Aussicht: z. B. Sie kommt immer um diese Zeit; Im Sommer fahren wir oft ins Grьne; Solche Wunden heilen schnell. Noch weiter von dem ьblichen Begriff der Gegenwart entfernt sich die Verwendung der Prдsensform in den Aussagen ьber Allgemeinbekanntes, Allgemeingьltiges, z. B. Die Erde dreht sich um die
Sonne; Dьsseldorf ist eine Stadt am Rhein. Wenn sich aber diese Verwendungsweisen doch irgendwie in die sehr weit gefasste Bedeutung der Gegenwart einordnen lassen (ьber Klassifi¬kation und Deutung des Prдsensgebrauchs s. u.), so weisen das hi¬storische Prдsens (Im Jahre 1914 bricht der erste Weltkrieg aus) und das futurische
Prдsens (In einer Stunde geht mein Zug) gegenьber dem Prд¬sens der Gegenwart Bedeutungen auf, die im Paradigma einander aus¬schlieЯen. Auch die anderen Grammeme sind in ihrer Verwendung in der Rede mehr¬deutig. So kann zum Beispiel das Perfekt nicht nur auf die Vergangenheit, sondern auch auf die Zukunft bezogen werden (vgl.
Hast du dich ausge¬weint! — Hast du dich bald ausgeweint!). Das Futur hat nicht nur die zeitliche Bedeutung der Zukunft (Das Flug¬zeug wird in zwanzig Minuten in Dresden ankommen), sondern auch eine modale Bedeutung (Er wird krank sein) und die imperativische Bedeutung eines nachdrьcklichen Befehls (Sie werden pьnktlich sein!).
2.2 Synonymie der Zeitformen. Nicht jede Synonymie ist eine Folge von Transposition des Grammems und der mit ihr Hand in Hand gehenden Neutralisation einer grammatischen Opposition. Es sind zwei Typen morphologischer Synonyme zu unterscheiden: a) paradigmatische Synonyme und b) paradigmatisch-syntagmatische Synonyme (systembedingte und feld- oder kontextbedingte
Synonyme nach Schendels ). Als paradigmatische Synonyme kцnnen Grammeme gelten, deren para¬digmatische Bedeutung дhnlich ist. Die Annдherung zwischen ihnen und die jeweilige teilweise Austauschbarkeit der Grammeme beruht auf der Дhn¬lichkeit der darin enthaltenen Seme und setzt keine Transposition des Gramm¬ems voraus.
Als Beispiel kann die teilweise Synonymie von Prдteritum und Perfekt dienen: Er hat mir gesagt, alles sei in Ordnung. Er sagte zu mir, alles sei in Ordnung. Alles ist gut gegangen. Es ging nicht anders. Die paradigmatisch-syntagmatischen Synonyme entstehen dagegen in¬folge von Transposition des
Grammems in den Verwendungsbereich seines Gegengliedes. Die Opposition, auf der die Gegenьberstellung beider Ge¬genglieder beruht, wird dabei neutralisiert. Das transponierte Grammem ent¬wickelt dabei eine Sonderbedeutung (syntagmatische Bedeutung), die mit der paradigmatischen Bedeutung seines
Gegengliedes zusammenfдllt. So werden zum Beispiel beim historischen und beim futurellen Prдsens die Oppositionen: Gegenwart / Vergangenheit, Gegenwart / Zukunft neutrali¬siert. Das Hauptsem des Prдsens „Gьltigkeit im Redemoment", das mit der Grundbedeutung des Prдteritums „Ablauf vor dem Redemoment" und mit der des 1.
Futurs „Eintritt nach dem Redemoment", unvereinbar ist, wird getilgt. Die Annдherung der Grammeme Prдsens- Prдteritum, Prдsens -1. Futur vollzieht sich auf Grund einer der sekundдren Bedeutungskompo¬nenten des Prдsens: „Erstreckung auf Vergangenheit und Zukunft". Schendels schreibt darьber: „Bei der
Aktualisierung der syntagmatischen Bedeutungen kann ein nebensдchliches (sekundдres) Sem zum Hauptsem werden" . Die stilistische Wirkung der Transposition (der Tempusmetapher) beruht darauf, dass das transponierte Grammem seine Grundbedeutung nicht vцllig einbьЯt. Bei der Transposition des Prдsens in den Geltungsbereich des
Prд¬teritums (Im Jahre 1848 kommt Marx nach Paris) bezeichnet das Prдsens zwar ein vergangenes Geschehen, bringt es uns aber in bildhafter Weise vor Augen, wie es gerade das Prдsens in seiner Grundbedeutung „Gьltigkeit im Redemoment" zu tun vermag. Dieselbe stilistische Wirkung wird durch die Transposition des
Prдsens in den Bereich des Futurs erreicht (In einer Stun¬de geht mein Zug). 3 .Die Arten der Polysemie. 3.1 Synchrone Polysemie. In der Grammatik sind zwei Arten von Polysemie zu unterscheiden: synchrone Polysemie und potentielle Polysemie. Die synchrone Polysemie, unter den Namen
Amalgamierung der Bedeutung (A.Martinet), Synkretismus der Bedeutungen (L.Hjelmslev) u.a. bekannt, besteht darin, dass in einer Wortform die Bedeutungen von mehreren grammatischen Kategorien vereinigt sind. Eigentlich gehцrt solch eine komplexe Ausdruckweise zu den Hauptmerkmalen alter flektierenden
Sprachen; eine konjugierbare Wortform, z.B. er singt, bezeichnet zugleich, also synchron, alle grammatischen Kategorien, die dein deutschen Verb eigen sind (Person, Zahl, Zeit, Genus, Modus), die Form der Tag gibt Auskunft ьber das Geschlecht, den Kasus und die Zahl. Wichtig fьr uns ist jetzt die Feststellung, daЯ der Sprachforscher von der synchronen
Polysemie abstrahieren und die Bedeutung jeder einzelnen Kategorie aussondern kann. Obwohl Person, Zahl, Zeit, Genus, Modus in einer Form „amalgamiert" sind, besteht sie im grammatischen System als eigenstдndige Kategorien, durch ihre eigenen Oppositionen reprдsentiert. 3.2 Potentielle Polysemie.
Die zweite Art Polysemie in der Grammatik fдllt mit der Polysemie in der Lexik zusammen. Um sie von der ersten Art Polysemie abzugrenzen, nennen wir sie potentielle Polysemie. Darunter verstehen wir die Fдhigkeit der Wortform, unterschiedliche Bedeutung je nach den Verwendungsbedingungen zu besitzen.
Im Gegensatz zu der synchronen Polysemie, die nur der Grammatik zukommt, kennzeichnet die potentielle Synonymie Grammatik und Lexik in demselben MaЯ; Unterschiede betreffen die Art, die Anzahl der Bedeutungen, sowie ihre Beziehungen zueinander. Der Mechanismus des Bedeutungswandels selbst (unter synchronem
Aspekt) bleibt beim Wort und bei der Wortform derselbe und zwar steckt er im „Semspiel", in der Beweglichkeit der Seme, in der Mцglichkeit, die semantische Struktur einer sprachlichen GrцЯe zu variieren. Wie groЯ die Zahl der Bedeutungen einer Wortform auch sein mag, eine davon ist immer die Hauptbedeutung oder die paradigmatische Bedeutung, die anderen dagegen sind
Nebenbedeutungen oder syntagmatische Bedeutungen. Die paradigmatische erschlieЯt man in dem sog. Neutralen Kontext, mit Hilfe der Substitutionsprobe, indem man die zu analysierende Form durch ihre Oppositionsglieder ersetzt und die daraus resultierenden semantischen Differenzen feststellt. Der neutrale Kontext ist der fьr die gegebene Form minimale Kontext, der keine erklдrenden, prдzisierenden oder verstдrkenden
Mittel enthдlt, z.B.: Es regnet - regnete (hat geregnet) — wird regnen. Der neutrale Kontext bietet in der Regel die Position der starken Gegenьberstellung von Oppositionsgliedern, wo ihrer semantischen Unterscheidungsmerkmale am deutlichsten hervortreten. AuЯer dem neutralen Kontext gibt es noch einen „gьnstigen
Kontext", er enthдlt zusдtzliche fьr die Hauptbedeutung der betreffenden Form gьnstige Mittel - Kontextpartner, die die Seme der Hauptbedeutung erlдutern, prдzisieren, abschwдchen oder verstдrken. Die Zeitangaben frьher, vor einiger Zeit, damals, in seiner Jugend, gestern u.д. schaffen einen gьnstigen Kontext fьr die
Bedeutung der Vergangenheitstempora, die Zeitangaben bald, in der Zukunft, morgen u.д. begьnstigen das Erscheinen des Futurs; jetzt, in diesem Augenblick, zur Zeit unterstьtzen die Seme des Prдsens. Unter dem semantischen Paradigma verstehen wir die Gesamtheit aller Bedeutungen einer Wortform Ьbereinstimmung zwischen
Semen und Morphemen. 3.3 Die Begriffe: „Sem, Grammem, Kategorem" und Ьbereinstimmung zwischen Semen und Morphemen. Die Bedeutung einer grammatischen Kategorie ist durchaus nicht die kleinste unzerlegbare Einheit in der Grammatik: ebenso wie sich die Bedeutung eines Wortes aus Semen zusammensetzt, deren Bьndelung ein
Semem darstellt, besteht die Bedeutung einer Wortform (oder einer anderen grammatischen GrцЯe wie Wortfьgung oder Satz) aus grammatischen Semen, deren Bьndelung wir ein Grammem nennen wollen, um es vom lexikalischen Gehalt abzugrenzen und die Spezifik der grammatischen Terminologie zu behalten. Das Grammem bezieht sich somit auf die
Inhaltsebene, ist aber unbedingt an eine Wortform als Grammemtrдger gebunden. Der Grammemtrдger wird gewцhnlich durch einige Alternanten vertreten (z.B. je nach der Deklinations- oder Konjugationsart). Zur Bezeichnung der Einheit von Grammem und Grammemtrдger als inhaltlicher und formeller Seite einer morphologischen
Kategorie verwenden wir den von M.M.Guchmann eingefьhrten Terminus Kategorem. Eine grammatische Kategorie wird in der Gegenьberstellung mindestens zweier Kategoreme realisiert. Zur Benennung der semantischen Bestandteile eines Grammems ist unter allen Konkurrenztermini von den meisten
Sprachforschern der Sem gewдhlt worden. Das Sem ist die kleinste auf der gegebenen Stufe der Analyse unzerlegbare Komponente eines Semems bzw. eines Grammems. Somit ist das Sem eine Sinneinheit, eines der semantischen Merkmale einer lexikalischen oder grammatischen GrцЯe. Bei der Gegenьberstellung der Grammeme dienen Seme als distinktive
Merkmale auf der Inhaltsebene, denen in der Regel formelle Unterscheidungsmerkmale auf der Ausdrucksebene entsprechen. Diese Entsprechung darf aber keinesfalls als ein 1:1 Verhдltnis aufgefaЯt werden. Der Morphembestand und der Sembestand stimmen nicht ьberein. Die Anzahl und die
Beschaffenheit der Seme hдngen nicht unmittelbar von der formellen Struktur ab. Eine synthetische Form kann mehr Seme enthalten als eine analytische Form (z.B. besitzt das Prдsens in seiner Hauptbedeutung zwei Seme ,Gegenwart' und ,Dauer wдhrend das Futur nur ein Sem beinhaltet ,Zukunft'). Zweifellos liegt aber eine mittelbare
Beziehung zwischen Form und Inhalt vor. Jeder Grammemtrдger zeichnet sich durch eine materielle Gestalt aus, die entweder am Lautkцrper der Wortform oder an ihren Begleitern (Artikel) zu erkennen ist. Es wдre aber verfehlt Rьckschlьsse zu ziehen und zu behaupten, daЯ jede formelle Abwandlung ein anderes Grammem, aus anderen Semen besteht, markiere.
Das Vorhandensein von semantisch unbelasteten Doppelformen (die Portrдte - die Portrдts u.a.), sowie von Alloformen, d.h. verschiedenen Verkцrperungen desselben Grammems mit komplementдrer Distribution (z.B. Genitiv: des Lehrers, der Frau), wьrde solch eine SchluЯfolgerung widerlegen. 3.4. Komponentenanalyse.
Ein wirksames methodisches Verfahren, das bei der Erforschung der kategoriellen Bedeutung eines Grammems angewandt werden kann, ist die Analyse nach den sog. Bedeutungskomponenten (Semen), die man auch Komponentenanalyse (komponentielle Analyse) nennt. Es handelt sich da¬bei um die Anwendung der Begriffe
Opposition und distinktive (differen¬zierende) Merkmale auf die Inhaltsebene, d. h. auf die Erforschung gramma¬lischer und lexikalischer Bedeutungen. Die Bedeutung eines Wortes oder eines Grammems wird als eine Bedeutungsstruktur gefasst, die in einzelne nicht weiter aufgliederbare Bedeutungskomponenten (Seme) aufgeteilt wer¬den kann.
Diese Bedeutungskomponenten werden als die distinktiven Merk¬male der Inhaltsebene betrachtet. Die Analyse nach den Bedeutungskomponenten wird heute sowohl in semasiologischen Forschungen als auch in der Grammatikforschung ange¬wendet. Unter Bedeutungskomponente (Sem) versteht man die kleinste, nicht weiter aufgliederbare
Inhaltskomponente eines sprachlichen Zeichens, das einzelne distinktive Merkmal in der Bedeutungsstruktur eines Wortes bzw. eines Grammems. Nida definiert die Bedeutungskomponente (das Sem) als „das beliebige kleinste bedeutungsbezogene Merkmal". Schendels definiert die Bedeutungskomponente eines
Grammems (das Sem) als „das kleinste ausgliederbare Element der kategoriellen Bedeutung einer Wortform". Die Analyse der Grammeme nach den Bedeutungskomponenten (Semen) hilft die Bedeutung des Grammems prдzise zu beschreiben. 4 . Die Verbindung zwischen Polysemie und Synonymie . Nachdem das semantische
Paradigma jedes Kategorems, d.h. seine paradigmatische Hauptbedeutung und alle seine syntagmatischen Nebenbedeutungen festgelegt sind, zeigt die Gegenьberstellung der Oppositionsglieder, daЯ mehrere Bedeutungen zusammenfallen. Folgende Fдlle sind mцglich: (1) Der meist verbreitete Fall: die paradigmatische Bedeutung einer
Wortform fдllt mit der syntagmatischen Bedeutung einer anderen Wortform zusammen, z.B. das Prдteritum und das historische Prдsens; das Futur und das futurische Prдsens; der Imperativ und der imperativische Indikativ. (2) Die syntagmatischen Bedeutungen zweier Wortformen fallen zusammen, z.B. das futurische
Prдsens und das futurische Prдteritum (in der erlebten Rede), der imperativische Infinitiv und das imperativische Partizip II (Aufstehen Aufgestanden!). Beide Fдlle reprдsentieren kontextbedingte grammatische Synonyme, da sie nur unter dem EinfluЯ des Kontextes oder der Situation entstehen kцnnen. Eine дhnliche Erscheinung findet sich auch in der
Lexik. (3) Die paradigmatischen Bedeutungen zweier Wortformen fallen niemals zusammen, jedoch gibt es Formen, deren Sembestand sich teilweise deckt; z.B. das Perfekt und das Prдteritum, einige Konjunktivformen und der Konditionalis. In diesem Fall liegen systembedingte
Synonyme vor. Synonymische Beziehungen verbinden gewцhnlich zwei Wortformen, doch kann eine synonymische Reihe aus drei und mehr Wortformen bestehen; am Ausdruck der Zukunft z.B. beteiligen sich alle sechs Zeitformen der deutschen Sprache, recht zahlreich sind auch die Synonyme des Imperativs. In einer synonymischen Reihe hebt sich gewцhnlich eine
Form als Dominante oder Leitglied heraus. Bei der Synonymie der Hauptbedeutung einer Wortform mit der Nebenbedeutung einer anderen spielt die Rolle der Dominante die erstere. Bei der Synonymie zweier Nebenbedeutungen bestimmt man die Dominante nach der Gebrauchsfrequenz und nach dem Grad der Kontextgebundenheit.
Je mehr kontextfrei und gebrдuchlicher die Bedeutung einer Wortform ist, desto nдher steht sie zur Dominante, vgl. Das futurische Prдsens und das futurische Prдteritum (das letztere ist auf die erlebte Rede beschrдnkt). Bei den systembedingten Synonymen ist die Dominante nicht eindeutig feststellbar: das Prдteritum ьberwiegt in der
Autorsprache, das Perfekt dagegen in der direkten Rede. Die Glieder einer Synonymreihe sind niemals gleichwertig. Ihre Ungleichwertigkeit wird auch dadurch vertieft, dass zwischen den Synonymen in der Regel Bedeutungsdifferenzen bestehen. Sie haben zum Teil gemeinsame Seme, unvereinbare Seme fehlen in ihrer semantischen
Struktur, doch kann jedes Synonym sein eigenes Sem besitzen. Veranschaulichen wir das an der imperativischen Synonymreihe; an der Spitze der Reihe steht der Imperativ mit seinen drei Semen:”Aufforderung“ (bzw. Verlangen oder WillensдuЯerung), „unmittelbare Anrede an den Adressaten“, „futurisch-prдsentische
Perspektive“. Das erste Sem beinhalten alle Synonyme des Imperativs. Anders ist es mit dem zweiten Sem bestellt. Es fehlt im imperativischen Passiv: Die Arbeit wird gemacht Jetzt wird gegessen in den Nominalformen mit imperativischer Bedeutung: Stillstehen! Stillgestanden! im imperativischen
Konjunktiv: Man stelle die Mischung kalt! Dem letzten Mittel ist das Sem „Verallgemeinerung“ eigen. Prдsens und Futur Indikativ (Du bist still! Du wirst still sein!), haben + zu + Infinitiv (Du hast still zu sein!) zeichnen sich dadurch aus, dass das zweite Sem an ein besonderes Formativ (Subjekt) gebunden, also explizit ist, und dass das dritte
Sem genau als „Gegenwart“ oder „Zukunft“ definiert werden kann. Verschieden ist auch die Modifikation des Sems „Aufforderung“: das PartizipII ist die sprachliche Form nur fьr Befehle und Kommandos, der Infinitiv erfaЯt auЯer Befehlen noch Wьnsche, sogar sehnsьchtige Wьnsche (Jetzt nur schlafen!), das
Prдsens Konjunktiv kleidet Anweisungen, die biverbale Fьgung (Wollen wir singen!) ist die geeigneteste Form fьr eine Einladung oder einen Vorschlag, bei deren Erfьllung sich auch der Sprechende beteiligen. 5. Bedeutung und Gebrauch der Zeitformen. 5.1 Bedeutung und Gebrauch des Prдsens.
Die grцЯte Zahl von Bedeutungen weist das Prдsens auf. 1) Seine Hauptbedeutung ist die Angabe der Gegenwart. Die Gegen¬wart ist ein weiter Begriff, der sich von einem Augenblick im Rede¬moment Es blitzt jetzt! bis zu einer beliebigen Zeitspanne, die den Redemoment einschlieЯt, erstreckt
Ich lebe schon 30 Jahre in Moskau. Alle anderen Bedeutungen des Prдsens sind Nebenbedeutungen. 2) Das iterative Prдsens bezeichnet eine sich wiederholende Tдtigkeit: Er turnt tдglich. Wir besuchen oft Museen. 3) Das qualitative Prдsens charakterisiert die Eigenschaften des Subjekts: Sie liest viel; er schreibt Gedichte; der
Mann hat blondes Haar und blaue Augen; er ist Sportler. 4) Das generelle Prдsens hat einen hohen Grad von Verall¬gemeinerung: es erscheint in allgemeingьltigen Sentenzen, Sprьchen, Sprichwцrtern, Feststellungen von GesetzmдЯigkeiten, wissenschaft¬lichen Ergebnissen:
Mit Speck fдngt man Mдuse. (Sprichwort) Vorsicht ist die Mutter der Weisheit. (Sprichwort) Das Licht bewegt sich schneller als der Schall. 5) Das f u t u r i s c h e Prдsens dringt in den Bereich des Futurs ein und wird zu dessen Synonym: Bald beginnen die Ferien. Vgl.: Bald wer¬den die Ferien beginnen.
Die Zeitangabe bald ermцglicht es, die umstдndliche zweiteilige Form des Futurs durch die kьrzere Form des Prдsens zu ersetzen. In diesem Fall wirkt bald als „Umschalter" aus der Gegenwart in die Zukunft. Auch andere Zeitangaben wirken дhnlich: in kurzer Zeit, in einigen Stunden (Tagen, Wochen, Jahren) u. a. oder die
Nachbarschaft des Futurs: Wenn du mir hilfst, werde ich dir dankbar sein. Der Ersatz des Futurs durch das Prдsens kann stilistisch wirksam sein. Ein zukьnftiges Geschehen wird so lebhaft dargestellt, als rolle es sich schon jetzt vor unseren Augen ab. Das noch nicht Stattgefundene gewinnt den Anschein des Gegenwдrtigen: Er versuchte sich vorzustellen, wie sein
Leben sein wird, und kann es nicht. Da gehe ich die StraЯe lang, und ist eine Kneipe, und ich gehe rein und sage: „Ober, ein Glas Bier!" (Gedanken eines Strдflings aus dem Roman von H. Fallada „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst") 6) Praesens historicum (das historische Prдsens) dringt in den
Bereich der Vergangenheit ein, wo es das Prдteritum ersetzt und dessen Synonym wird. Dies kommt in einer Erzдhlung vor an den Stellen, die von besonderer Bedeutung und Spannung fьr den Erzдhler sind. Das Ereignis wird vergegenwдrtigt, als rьcke es aus der Vergangenheit in die Gegenwart hervor, als sehe man alles mit eigenen
Augen. Man kann solch eine Ьbertragung grammatische Metapher nennen. Zu ihrer Realisierung sind wie beim futurischen Prдsens „Umschalter" notwendig: unlдngst, vor kurzem, vor vielen Jahren, frьher u.a sowie eine Umrahmung durch die Vergangenheitstempora. Im folgenden Auszug wird eine Eisenbahnkatastrophe beschrieben:
Ich nahm meine Handtasche aus dem Netz, um etwas Toilette zu machen. Mit ausgestreckten Armen hielt ich sie ьber meinem Kopf. In diesem Augenblick geschieht das Eisenbahnunglьck. Ich weiЯ es wie heute. Es gab einen StoЯ, — aber mit „StoЯ" ist wenig gesagt. Es war ein StoЯ, der sich sofort als unbedingt bцsartig kennzeichnete (Th.
Mann, Das Eisenbahnunglьck) Die Sдtze im Prдteritum schaffen Vergangenheitsatmosphдre. Der mitt¬lere Absatz hebt sich dank der Prдsensform deutlich ab, doch ist es jedem klar, dass die reale Vergangenheit nirgends unterbrochen wird. Nur die Stilwirkung wird anders. Das historische Prдsens kann als Durchgangsform eines literarischen
Werkes gewдhlt werden (z. B. die Romane von E. Strittmatter), dann verliert es die Wirkung der lebhaften Vergegenwдrtigung und wird zur erzдhlenden Zeitform. (Daher die Benennung das erzдhlende Prдsens) 7) Das imperativische Prдsens ist ein Synonym des Impera¬tivs. Dazu verhilft die imperativische Intonation: Du machst sofort deine
Hausaufgaben/ Eine Prдsensform kann je nach dem Kontext verschiedene Deutungen haben: Die Mutter fьhrt das Kind in die Schule — die Hauptbedeutung des Prдsens, unmittelbare Gegenwart. Dieser Weg fьhrt nach K- — das qualitative Prдsens. Der Junge liegt am Ufer — unmittelbare Gegenwart.
Die Stadt liegt am Donauufer — das qualitative Prдsens. Wie ersichtlich, kann die Bedeutung der Zeitform auch von der Art des Subjekts abhдngen (Lebewesen oder Nichtlebewesen). 5.2 Bedeutung und Gebrauch des Prдteritums. 1) Die Hauptbedeutung des Prдteritums ist die Vergangenheit, es ist die vorherrschende
Form einer Erzдhlung, eines schцngeistigen Werkes. Dank seiner einfachen synthetischen Form und Armut an Nebenbedeu¬tungen eignet sich das Prдteritum am besten fьr die epische Darstel¬lung. Selten steht das Prдteritum mit verallgemeinernder Bedeutung in Sprichwцrtern: Ein Wolf im Schlaf fing nie ein
Schaf. 2) Das Prдteritum erhдlt zwei Nebenbedeutungen in der sog. erleb¬ten Rede. Darunter versteht man die Reflektionsdarstellung der handelnden Personen in einem schцngeistigen Werk. In der erlebten Rede greifen die Autorensprache und die Figurensprache ineinander, so daЯ keine scharfen Grenzen dazwischen zu ziehen sind. Ohne einlei¬tende
Worte gibt der Autor die Gedanken und Gefьhle seiner Helden in der ihnen eigenen sprachlichen Form wieder: Wo war Doktor Grabov? Die Konsulin erhob sich unauffдllig und ging. (Th. Mann, Buddenbrooks) Der erste Fragesatz enthдlt erlebte Rede — den Gedanken der Kon¬sulin. Der zweite Satz enthдlt reine
Autorensprache. In beiden Sдtzen steht das Prдteritum; im ersten Satz bezeichnet es die Gegenwart vom Standpunkt der handelnden Person aus, das kann man durch seine Austauschbarkeit mit dem Prдsens beweisen: Wo ist Doktor Grabow? Es ist also das prдsentische Prдteritum — eine der Besonderheiten der sprachlichen
Gestaltung der erlebten Rede. Dies ist die erste Nebenbedeutung des Prдteritums. Im zweiten Satz behдlt das Prдteritum seine Hauptbedeutung der Vergangenheit. 3) Die zweite Nebenbedeutung des Prдteritums in der erlebten Rede ist die Bezeichnung der Zukunft ebenfalls vom Standpunkt der han¬delnden Person aus.
Das futurische Prдteritum lдsst sich durch das Futur ersetzen: Es kam der Tag, wo er berьhmt war, wo alles gedruckt wurde, was er schrieb, und dann wьrde man sehen, ob es nicht Eindruck auf Inge Holm machen wьrde. (Th. Mann, Tonio Krцger) (= Es wird der Tag kommen, wo er berьhmt sein wird, wo alles gedruckt sein wird, was er schreiben wird, und dann wьrde man sehen )
Tonios Trдume gehцren der Zukunft an, das erkennt man nicht nur am Inhalt des Satzes, sondern auch am Gebrauch des Konditionalis, der hier als „Umschalter" wirkt. 5.3 Bedeutung und Gebrauch des Perfekts. 1) Die Hauptbedeutung des Perfekts ist die Angabe der Vergangenheit. Im Gegensatz zum Prдteritum bezeichnet das Perfekt gewцhnlich eine vergangene
Handlung, die mit der Gegenwart auf irgendeine Weise verbunden ist; entweder ist sie fьr die Gegenwart aktuell, oder die Gegenwart stellt ein Ergebnis der Vergangenheit dar, oder man schдtzt eine vergangene Handlung ein vom Standpunkt der Ge¬genwart aus: Hast du schon zu Mittag gegessen? Hast du dieses Buch gelesen? Hat es nicht geregnet?
Haben Sie meine Geldtasche nicht gesehen? - so fragt man seinen Gesprдchspartner, wenn man daran interessiert ist, eine fьr die Gegenwart wichtige Mitteilung zu erhalten wie etwa: Danke, ich bin fetzt nicht hungrig. Ja, ich kenne das Buch. Man sieht ja ьberall Pfьtzen. Ich sehe Ihre Geldtasche nirgends.
Die Verbindung mit der Gegenwart дuЯert sich auch darin, dass bei dem relativen Zeitgebrauch das Perfekt mit dem Prдsens gekoppelt wird, wobei das Perfekt Vorzeitigkeit in bezug auf die Gegenwart zum Ausdruck bringt: Aus uns ist geworden, was wir jetzt sind. (H. Mann, Eugenie) Die alten Herren haben die erste Partie gespielt; nun stehen sie am
Fenster. (Th. Storm, Im Sonnenschein) Wir sind auch keine Engel und nie gewesen. (G. Harkentahl. Liebe ist mehr) Die Gegenwartsbezogenheit ist der Hauptgrund, warum das Perfekt im Gesprдch, also in der direkten Rede, dem Prдteritum vorzuziehen ist. Das Prдteritum erscheint im
Gesprдch seiner Kьrze wegen nur bei den Hilfs- und Modalverben: war, hatte, wurde; sollte, wollte, konnte u. д. Wo warst du gestern? — Ich hatte freie Zeit und war im Stadion. Nicht nur im Dialog, auch in einer einzelnen aktuellen besonders zu betonenden Mitteilung wird das Perfekt verwendet: Unsere Kosmonauten sind heute wieder gestartet.
Nur im Zeitungsstil, dessen erste Forderung expressive Kьrze ist, er¬scheint das Prдteritum hдufig in Ьberschriften und Schlagzeilen wie: Energiearbeiter berieten nдchste Aufgaben. KPTsch-Parteitag demonstrierte Einheit. 2000 Berliner Jugendliche gedachten Ernst Thдlmanns. (Berliner
Zeitung) Der Wechsel von Prдteritum und Perfekt in der Belletristik besitzt oft einen Stilwert. Das Perfekt im ersten Satz eines Abschnittes (bzw. eines zusammen¬gesetzten Satzes) nennt man das Erцffnungsperfekt, das Perfekt im letzten Satz das SchluЯperfekt. Wenn beide Arten in einem Abschnitt stehen, so spricht man vom
Rahmenper¬fekt. Innerhalb des Rahmens erscheint das Prдteritum. Die Sдtze mit dem Verb im Perfekt haben ein grцЯeres semantisches Gewicht im Vergleich zum Prдteritum, sie teilen das Wichtigste mit. Ein Beispiel fьr das Erцffnungsperfekt: Mit einem einzigen Blick hat sie mich vom Tode gerettet, und ich stand vor ihr wie neubelebt, wie geblendet
von ihrer Schцnheit, und sie ging weiter — und lieЯ mich am Leben. (H. Heine, Ideen) Ein Beispiel fьr das SchluЯperfekt: — und lustig stieg er hinab auf das Brett, das ьber dem Bach lag, riЯ das Kдtzchen aus dem Wasser, fiel aber selbst hinein, und als man ihn herauszog, war er naЯ und tot. Das Kдtzchen hat noch lange Zeit gelebt, (ebd.) Der letzte
Satz verrдt bittere Ironie des Verfassers. Das Perfekt schaltet sich in die Prдteritumkette ein, zerreiЯt sie, indem es die verдnderte Sehweise (Perspektive der Erzдhlung) vermerkt. Im folgenden Beispiel hat das Verb im Schaltsatz die Form des Per¬fekts, weil der Schaltsatz unmittelbare Anrede enthдlt: Franz Bopp —
Madame, Sie haben gewiЯ seinen „Nalus" und sein „Konjugationssystem des Sanskrit" gelesen — gab mir manche Aus¬kunft ьber meine Ahnherren, (ebd ) Im nдchsten Auszug dringt in die prдteritale Erzдhlung wiederum ein Satz im Perfekt ein; der Wechsel weist auf einen Sprung in die Zu¬kunft, eine prospektive (vorausschauende)
Sehweise hin. Der Schalt¬satz enthдlt eine scheinbar nebensдchliche, doch folgenreiche satirische Bemerkung: Einsam stand der Ritter noch lange bei der Statue des Laokoon, sein Antlitz war ebenso verzerrt und weiЯ, bewuЯtlos entblдtterte er alle Rosen des Rosenbaums; er zerknockte sogar die jungen Knospen — der Baum hat nie wieder Blьten getragen — in der
Ferne klagte eine wahnsinnige Nachtigall, (ebd.) Ein Beispiel fьr das Rahmenperfekt: Ich bin nur durch die Welt gereist; Ein jed' Gelьst ergriff ich bei den Haaren, Was nicht genьgte, lieЯ ich fahren, Was mir entwischte, lieЯ ich ziehen. Ich habe nur begehrt und nur vollbracht, Und abermals gewьnscht, und so mit
Macht Mein Leben durchgestьrmt. (J. W. Goethe, Faust) Selten erzдhlt man im Perfekt. Die meisten Belege dieser Art entstam¬men der direkten Rede in der 1. P. Die Rede wirkt zerhackt, aufgeregt, ihr fehlt die GleichmдЯigkeit der prдteritalen Erzдhlung: Durch alle Gassen bin ich gezogen, bei allen
Bekannten bin ich gewe¬sen, auf allen Toren hab ich gefragt, — mein Kind hat man nirgends gesehen. (F. Schiller, Kabale und Liebe) Nicht zu vergessen ist aber die Tatsache, daЯ in vielen deutschen Mundarten das Prдteritum verschwunden ist, so daЯ in einer mьndli¬chen umgangssprachlich oder dialektal gefдrbten Erzдhlung das Per¬fekt erscheinen kann, ohne von einer
Aufregung des Erzдhlers zu zeu¬gen. Bei der Wiederholung des Perfekts kann in der mьndlichen Rede statt der zweiteiligen Struktur nur das entsprechende Hilfsverb erscheinen: „Haben Sie meinen Artikel gelesen?" wich Prill aus. „Habe i c h. Der liest sich wie geschmiert". (G. Harkentahl,
Liebe ist mehr) In der Literatursprache des vorigen Jahrhunderts sowie bei einigen modernen Verfassern findet sich das Perfekt ohne Hilfsverb. Gewцhn¬lich findet diese Ellipse im Gliedsatz statt: Ich erinnere mich, daЯ ich als Knabe nur eine solche Blume gesehen, (H. Heine, Die Harzreise) 2) Die Nebenbedeutung des
Perfekts nennt man das futurische Perfekt. Im Kontext, der eine zukunftsorientierte Perspektive schafft, kann das Perfekt eine in der Zukunft abgeschlossene Handlung ausdrьcken: Bald hat er seine Prьfungen abgelegt. Warten Sie, bis an Sie die Reihe gekommen ist. Und nachdem er ihr das gesagt hat, sogleich wird er nach Toledo zurьckfahren. (L. Feuchtwanger, Die Jьdin von
Toledo) Im ersten Beispielsatz weist auf die Zukunft das Adverb bald hin, im zweiten die Konjunktion bis, im dritten das Futur im nachgestellten Hauptsatz. Diese Anwendung zeugt von der Synonymie des Perfekts und des Futurs 2 sowohl bei dem absoluten als auch bei dem relativen Zeitgebrauch. 5.4 Bedeutung und Gebrauch des Plusquamperfekts.
1) Das Plusquamperfekt hat vorwiegend relativen zeitlichen Wert, es bezeichnet die V o r z e i t i g k e i t in der Vergangenheit, d. h. eine vergangene Handlung, die einer andern vergangenen Handlung vorangeht und in der Regel abgeschlossen ist. Dies ist seine Hauptbe¬deutung. Das Plusquamperfekt kann in einem
Gliedsatz, in einem Hauptsatz oder in einem selbstдndigen Satz stehen. Oft erscheint das Plusquam¬perfekt in einem Temporalsatz mit den Konjunktionen nachdem, als. Als (= nachdem) er bis fьnfhundert gezдhlt hatte, stand er auf. (S. Hermlin, Die Zeit der Einsamkeit) Das Plusquamperfekt steht auch in einem Attributsatz, der eine rьckweisende (retrospektive)
Bedeutung hat: Er sah die Frau, die er nie gesehen hatte. (L. Frank, Karl und Anna) Die Beklommenheit, die er vorhin empfunden hatte, wich. (S. Herm¬lin, Die Zeit der Einsamkeit) Es kann in einem beliebigen Gliedsatz erscheinen: Es war jetzt klar, dass sie sich ganz und gar verirrt hatten. (B. Brecht, Dreigroschenroman) In einem Hauptsatz: Sie hatte bemerkt, dass er ihr aufpaЯte, (ebd.)
In einem selbstдndigen Satz: Jemand hatte eine alte Matratze an den Waldrand gelegt. Da lag sie waldfremd mit rotem Bezug. (E. Strittmatter, Schulzenhofer Kramkalender) Wie aus den obigen Beispielen ersichtlich ist, erscheint das Prдteritum als „Partnerform" des Plusquamperfekts.
Diese Kongruenz der Zeitformen kann auch verletzt werden. Statt des Prдteritums erscheint das Perfekt und sogar das Prдsens: Ich hatte einfach vergessen, was ich bestellt habe, ich hatte anderes im Kopf. (M. Frisch, Homo Faber) Ich hatte gesagt, was ich nie habe sagen wollen, aber gesagt war gesagt. (ebd.) Anna begann wieder zu denken. Aber das Los, zu lieben, das unter
Tausenden nur einen trifft, hatte sie getroffen. (L. Frank, Karl und Anna) Bei der Angabe der Vorzeitigkeit ist das Plusquamperfekt nicht immer obligatorisch. Reihen sich die Handlungen in ihrer natьrlichen Folge aneinander, so gibt man sie sprachlich durch dieselben Zeitformen wieder: Er zьndete sich eine Zigarette an, machte nur ein paar
Zьge und schleuderte sie weg. Дndern wir aber die natьrliche Reihenfolge, indem wir die frьher eingetretene Handlung spдter nennen, so ist der Gebrauch des Plus¬quamperfekts unumgдnglich: Er schleuderte die Zigarette weg, die er sich eben angezьndet hatte. Der Vollmond ging auf, und Matthes kam heim; er hatte die ersten
Veilchen gepflьckt. (E. Strittmatter, Schulzenhofer Kramkalender) Das Gesagte gilt auch fьr das Zeitformenpaar: Perfekt — Prдsens: Er schleudert die Zigarette weg, die er sich eben angezьndet hat. Sind zwei Vorgдnge durch einen grцЯeren Zwischenraum getrennt, erscheint unbedingt das Plusquamperfekt: Im Krieg hatte ich den Mann aus den
Augen verloren. Aber dann sah ich ihn eines Mittags in den Wartesaal treten. (G. Wei¬senborn, Der Verfolger) 2) Als Nebenbedeutung des Plusquamperfekts betrachten wir seinen Gebrauch zum Ausdruck der Nachzeitigkeit, d. h. einer nachfolgenden Handlung. Dann dient die Zeitform zur Betonung der
Abgeschlossenheit einer Handlung. DaЯ der AbschluЯ rasch und plцtzlich eingetreten war, wird noch durch die Lexik unterstrichen: Sie atmete tief aus und war Sekunden spдter eingeschlafen. (L. Frank, Mathilde) Da flatterte er (der Schmetterling) wieder weg, leuchtete in der dun¬kelgrьnen Tiefe noch einmal auf und war verschwunden, (ebd.)
Dieser Art Plusquamperfekt begegnet man in den Temporalsдtzen mit den Konjunktionen bis, bevor, ehe, doch ohne Nebensinn eines momen¬tanen Abschlusses: probierte erst einige Schlьssel aus, bevor er den richtigen gefunden hatte. (L. Frank, Mathilde) Auf dem Weg, noch ehe es (das Gefьhl) ihn erreicht hatte, dachte er. (ebd.) Kaum drei Minuten vergingen, bis alle den Blick zu ihr erhoben hatten. (H.
Mann, Gцttinnen) 3) In der erlebten Rede kann das Plusquamperfekt ebenso wie das Prдteritum in den Bereich der Zukunft ьbertragen werden. Es bezeich¬net dann Vorzeitigkeit in der Zukunft analog dem Futur 2. Der folgende Satz enthдlt die Gedanken eines Mдdchens: Spдter, wenn sie alles ьberstanden hatte, wenn sie sicher sein konnte, daЯ
Walter keinen inneren Vorbehalt mehr gegen ihre Ehe hegte, wollte sie ihm alles gestehen, und dies wьrde ein herrlicher Augenblick werden. (G. Harkentahl, Liebe ist mehr) Das Zeitformenpaar: Plusquamperfekt — Prдteritum ist in die Zu¬kunft transponiert, worauf das einleitende Adverb spдter und der abschlieЯende Konditionalis hinweisen. 5.5 Bedeutung und Gebrauch des
Futurs 1. 1) Die Hauptbedeutung des Futurs 1 (weiter einfach Futur genannt) besteht in der Bezeichnung der Zukunft: Ich werde Sie nicht weiter fragen. (E. M. Remarque, Der schwarze Obelisk) Das Futur ist obligatorisch, wenn keine weiteren Angaben der Zu¬kunft vorhanden sind. Andernfalls kann das
Prдsens als Synonym des Futurs gebraucht werden: Ich komme bald. 2) Die Nebenbedeutung besteht in der Angabe einer Annahme (Ver¬mutung) in bezug auf die Gegenwart. Das ist das modale F ut u r. Oft wird es in diesem Fall vom Modalwort wohl begleitet; das Modalwort kann auch fehlen, dann muЯ der Kontext auf eine andere
Weise das richtige Verstдndnis sichern: Er wird jetzt wohl zu Hause sein. „Vielleicht hat er sich versteckt," sagte der Wirt „Diese Kьhnheit wird er doch wohl nicht haben," sagte Frieda. (F. Kafka, Das SchloЯ) Er zog eine ziemlich zerknitterte Depesche aus der Tasche „Es wird von Maybaum sein, was
Geschдftliches." (F. C. Weiskopf, Abschied vom Frieden) Das modale Futur ist typisch fьr die direkte Rede. 3) Das Futur kann mit Hilfe der Intonation imperativischen Sinn erhalten: Du wirst sofort schlafen gehen! 4) Selten wird das Futur im allgemeinen Sinn gebraucht, z. B. in Sprichwцrtern:
Wird man viel trinken, so wird der Verstand hinken. 5.6 Bedeutung und Gebrauch des Futurs 2 Diese Zeitform wird selten gebraucht. Sie besitzt drei Bedeutungen: 1) Die Hauptbedeutung besteht in der Angabe der relativen Zeit, und zwar der Vorzeitigkeit in der Zukunft (ebenso wie bei der Hauptbedeutung des Plusquamperfekts in bezug auf die
Vergangenheit): Wenn Sie diese Zeilen lesen werden, werde ich zu leben aufgehцrt haben. (H. Sudermann, Der Wunsch) Um das schwerfдllige Zeitformenpaar: Futur 1 — Futur 2 zu vermei¬den, ersetzt man oft das Futur 1 durch das Prдsens, das Futur 2 durch das futurische Perfekt; aber irgendeine Angabe der Zukunft muЯ doch erfolgen:
Wenn Sie diese Zeilen lesen, habe ich zu leben aufgehцrt. 2) Eine Дhnlichkeit zwischen dem Futur 2 und dem Plusquamperfekt besteht auch darin, dass das Futur 2 ebenfalls eine nachfolgende ab¬geschlossene Handlung bezeichnen kann: Vielleicht wird es lange dauern, aber eines Tages werden wir es ьber¬wunden haben. (W. Jens. Der
Blinde) 3) Das modale Futur 2 drьckt ebenso wie das Futur 1 eine Vermu¬tung aus. Sie bezieht sich aber nicht auf die Gegenwart, sondern auf die Vergangenheit: Wo bist du gestern hingegangen? Wo werde ich hingegangen sein? Nach Hause gegangen bin ich. Ja, wenn Herr von Studmann dich nicht haben will, so wirst du deine
Arbeit schon nicht ordentlich gemacht haben. (H. Fallada, Wolf unter Wцlfen (= so hast du sie wahrscheinlich nicht ordentlich gemacht) Das modale Futur 2 ist typisch fьr die direkte Rede. Zusammenfassung. Jetzt, wo wir diese Jahresarbeit vorbereitet haben, wissen wir ьber Polysemie und Synonymie der Zeitformen des Verbs mehr.
Und wir haben folgende Schlussfolgerungen gemacht: -Es gibt kaum eine Wortform, die eine einfache, nicht weiterzugliedernde grammatische Bedeutung hдtte. Die Mehrdeutigkeit(Polysemie) der Formen ist zweifacher Natur: Vor allem ьber¬schneiden sich in jeder Wortform einige grammatische Kategorien, so dass sie
Trдger einiger kategorieller Bedeutungen ist. Die grammatische Bedeutung jeder Wortform setzt sich also aus einigen Einzelbedeutungen oder Elementarbedeutungen zusammen, deren An¬zahl der Zahl der sich in der betreffenden Wortform ьberschneidenden Grammeme entspricht. - Nicht jede Synonymie ist eine
Folge von Transposition des Grammems und der mit ihr Hand in Hand gehenden Neutralisation einer grammatischen Opposition. - Es sind zwei Typen morphologischer Synonyme zu unterscheiden: a) paradigmatische Synonyme und b) paradigmatisch-syntagmatische Synonyme. - Es gibt viele Meinungen ьber die Mehrdeutigkeit einer kategoriellen
Form von verschiedenen Linguisten. -In der Grammatik sind zwei Arten von Polysemie zu unterscheiden: synchrone Polysemie und potentielle Polysemie. -Nachdem das semantische Paradigma jedes Kategorems, d.h. seine paradigmatische Hauptbedeutung und alle seine syntagmatischen Nebenbedeutungen festgelegt sind, zeigt die Gegenьberstellung der
Oppositionsglieder, dass mehrere Bedeutungen zusammenfallen. Folgende Fдlle sind mцglich: (1) Der meist verbreitete Fall: die paradigmatische Bedeutung einer Wortform fдllt mit der syntagmatischen Bedeutung einer anderen Wortform zusammen, z.B. das Prдteritum und das historische Prдsens; das Futur und das futurische
Prдsens; der Imperativ und der imperativische Infinitiv. (2) Die syntagmatischen Bedeutungen zweier Wortformen fallen zusammen, z.B. das futurische Prдsens und das futurische Prдteritum (in der erlebten Rede), der imperativische Infinitiv und das imperativische Partizip II (Aufstehen Aufgestanden!). Beide Fдlle reprдsentieren kontextbedingte grammatische
Synonyme, da sie nur unter dem EinfluЯ des Kontextes oder der Situation entstehen kцnnen. Eine дhnliche Erscheinung findet sich auch in der Lexik. (3) Die paradigmatischen Bedeutungen zweier Wortformen fallen niemals zusammen, jedoch gibt es Formen, deren Sembestand sich teilweise deckt; z.B. das
Perfekt und das Prдteritum, einige Konjunktivformen und der Konditionalis. In diesem Fall liegen systembedingte Synonyme vor. Synonymische Beziehungen verbinden gewцhnlich zwei Wortformen, doch kann eine synonymische Reihe aus drei und mehr Wortformen bestehen; am Ausdruck der Zukunft z.B. beteiligen sich alle sechs
Zeitformen der deutschen Sprache, recht zahlreich sind auch die Synonyme des Imperativs. - Infolge der Polysemie einer jeden Zeitform lдЯt sich eine Funktions¬gemeinschaft der Zeitformen beobachten. Verschiedene Zeitformen kцnnen dieselbe Funktion ausьben, natьrlich unter Berьcksichtigung der individuellen
Eigenschaft der Zeitform und der Kontext- und Situationsbedingungen ihres Gebrauchs. Dabei dient eine Zeitform als „Hauptdarsteller", die anderen als ihre Ersatzformen mit aller¬lei Einschrдnkungen. Zur Angabe der Gegenwart dienen: das Prдsens, das Futur mit der modalen Bedeutung der Vermutung, das Prдteritum in der erlebten
Rede. Zur Angabe der Vergangenheit dienen: das Prдteritum, das Perfekt mit der Bedeutung der Gegenwartsbezogenheit, das Plusquamperfekt mit der Bedeutung der Vorzeitigkeit (meist), das F u t u r 2 mit der modalen Bedeutung der Vermutung, das historische Prдsens mit dem stilistischen Effekt der Aktualisierung vergangener
Ereignisse. Zur Angabe der Zukunft dienen: das Futur, das f u t u r i s c h e Prдsens, das Prдteritum in der erlebten Rede, das Per¬fekt mit der Bedeutung einer abgeschlossenen Handlung in der Zukunft, das Futur 2 mit derselben Bedeutung, sehr selten das Plusquamperfekt mit derselben Bedeutung in der erleb¬ten Rede. Alle Zeitformen kцnnen synonymische und auch ganz verschiedene
Bedeutungen haben.
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